Kodex für Medienhäuser zum Schutz von Journalist*innen
Diese Medienhäuser setzen den Schutzkodex um
Warum braucht es einen Schutzkodex?
Die Gewalt gegen Medienschaffende nimmt in Deutschland immer mehr zu.
Hass und Hetze auf Social Media, Morddrohungen per E-Mail oder körperliche Übergriffe auf der Straße – für Journalist*innen, die zur Zielscheibe werden, ist die Bedrohung sehr belastend.
Dies kann dazu führen, dass sich insbesondere freie Journalist*innen gut überlegen, ob sie weiterhin berichten.
Oder fest angestellte Mitarbeiter*innen können krankheitsbedingt gar nicht mehr arbeiten, wenn die psychische Belastung zu groß wird.
Das gefährdet nicht nur die tägliche Arbeit der Medienhäuser, sondern die Pressefreiheit in Deutschland insgesamt.
Daher wurde ein Kodex entwickelt, der praktische Maßnahmen für Medienhäuser formuliert und Journalist*innen damit schützt.
Was ist der Schutzkodex?
Der Kodex umfasst Standards für Medienhäuser und konkrete Schutzmaßnahmen zur Unterstützung von Journalist*innen:
Ansprechperson für Bedrohungen und Angriffe
(Freie) Mitarbeiter*innen können sich an diese Ansprechperson wenden, wenn sie aufgrund ihrer Berichterstattung zum Ziel von
rechten
rassistischen
antisemitischen
frauenverachtenden
oder anderweitig politisch motivierten Bedrohungen, Angriffen, Doxxing-Kampagnen sowie Gewalttaten geworden sind.
Die Ansprechperson informiert über rechtliche, psychologische, psychosoziale sowie finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten (in-house und extern).
Ansprechperson für Hassmails
Eine anti-Toxic-Mailadresse wird eingerichtet.
Hassmails werden an die Ansprechperson weitergeleitet, sodass die Kolleg*innen die Mails nicht auf ihren persönlichen Accounts speichern und nicht zu Ende lesen müssen.
Die dort eingehenden Mails werden auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft.
Psychologische Unterstützung
Die Betroffenen und ihren Familien erhalten externe psychologische Unterstützung.
Juristische Unterstützung
Die Betroffenen und ihren Familien erhalten anwaltliche Unterstützung und Vertretung.
Gewährleistung von Personenschutz
Bei Dreharbeiten, die eine Gefahr für die Medienschaffenden darstellen könnten, wird die Begleitung durch Sicherheitspersonal von der Redaktion angeboten.
Bei Veranstaltungen werden gegebenenfalls Einlasskontrollen durchgeführt.
Sollten die betroffenen Medienschaffenden zeitweise mit dem Taxi zur Arbeit fahren müssen, werden die Kosten übernommen.
Unterstützung bei Wohnungswechseln
Bei Wohnungswechseln infolge einer Veröffentlichung der Privatadresse wird Hilfe z.B. bei der Wohnungssuche geleistet und die Kosten übernommen.
Sperrung von Nutzer*innen
Profile von Hater*innen in den sozialen Medien werden schnell gesperrt.
Social Media Watch
Social-Media-Kanäle und Einladungen werden vor sensiblen / potenziell gefährdeten Veranstaltungen sorgfältig kontrolliert.
Kostenübernahme
Die Medienunternehmen tragen die Kosten für notwendige Unterstützungsmaßnahmen nach Bedrohungen und Angriffen für betroffene (freie) Journalist*innen.
Weiterbildungen
Regelmäßige Fortbildungen und Workshops zum Umgang mit Hassnachrichten und Bedrohungen für alle Kolleg*innen werden angeboten.
Es ist wichtig, dass sich Journalistinnen und Journalisten darauf verlassen können, vorurteilsfrei, unbefangen und gründlich recherchieren zu können – ohne sich Sorgen machen zu müssen oder gar Angst vor Konsequenzen zu haben.
Es kann nicht hingenommen werden, dass Kolleginnen und Kollegen durch verbale Attacken oder gar Androhung von körperlicher Gewalt eingeschüchtert werden, um Einfluss auf die unabhängige Berichterstattung zu nehmen. Wir müssen alles tun, um das zu verhindern.
Silke Hellwig
Chefredakteurin des WESER-KURIER
Die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten nimmt zu, in Deutschland wie auch international. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass unsere Journalistinnen und Journalisten frei und unabhängig recherchieren und berichten können.
Deshalb haben wir uns dem Schutzkodex angeschlossen.
Wolfgang Krach
Chefredakteur Süddeutsche Zeitung
Es ist uns sehr wichtig, Kolleginnen und Kollegen vor Anfeindungen und Bedrohungen zu schützen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung erleben, seien sie fest angestellt oder frei für uns tätig.
Deshalb setzen wir bei ZEIT und ZEIT ONLINE die Punkte der Initiative bereits um. Wir treten ihr bei, um dies bekannt zu machen und ein Zeichen zu setzen – nach innen wie außen.
Sebastian Horn
Stellvertretender Chefredakteur von ZEIT ONLINE
Für viele Kolleginnen und Kollegen – insbesondere Frauen und Journalistinnen und Journalisten of Color – stieg in den vergangenen Jahren der Druck durch Hass und Angriffe.
Mit dem Schutzkodex können Medienhäuser ein bisschen Sicherheit geben, signalisieren, dass sie diese Gefahr für die Pressefreiheit ernst nehmen – und dafür sorgen, dass wichtige Stimmen nicht verstummen.
Thembi Wolf
Neue Deutsche Medienmacher*innen
Es ist wichtig, dass sich Journalistinnen und Journalisten darauf verlassen können, vorurteilsfrei, unbefangen und gründlich recherchieren zu können – ohne sich Sorgen machen zu müssen oder gar Angst vor Konsequenzen zu haben.
Es kann nicht hingenommen werden, dass Kolleginnen und Kollegen durch verbale Attacken oder gar Androhung von körperlicher Gewalt eingeschüchtert werden, um Einfluss auf die unabhängige Berichterstattung zu nehmen. Wir müssen alles tun, um das zu verhindern.
Silke Hellwig
Chefredakteurin des WESER-KURIER
Die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten nimmt zu, in Deutschland wie auch international. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass unsere Journalistinnen und Journalisten frei und unabhängig recherchieren und berichten können.
Deshalb haben wir uns dem Schutzkodex angeschlossen.
Wolfgang Krach
Chefredakteur Süddeutsche Zeitung
Austausch für betroffene Journalist*innen
An dieser Stellen geben wir in größeren Abständen die Treffen für betroffene Journalist*innen bekannt, die sich in einem geschützten Raum zum Thema Übergriffe und Hassrede austauschen und sich gegenseitig Hilfestellung geben möchten.
Bei Interesse an einem der Stammtische können Sie sich nach Bekanntgabe des Termins über info@no-hate-speech.de anmelden.
Presseberichte
2022-02-09
Attacken auf Journalist*innen: Was der neue Schutzkodex bringt